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Die Weiterentwicklung des ECLASS Standards - Frank Scherenschlich im Interview

Frank Scherenschlich ist mit Class.Ing nicht nur als IT Service Provider für seine Kunden tätig, sondern auch Leiter verschiedener ECLASS Expert Groups wie „Halbzeug“,  „Hilfsstoff, Additiv, Reinigungsmittel“ und „Öffentliche Sicherheit und Wehrtechnik“. Zusätzlich unterstützt er die Weiterentwicklung des ECLASS Standards in etlichen anderen Expert Groups wie zum Beispiel „Sensorik“ oder „Medizinprodukt.

Frank Scherenschlich | Class.Ing

Frage: Frank, du bist sehr eng in die Weiterentwicklung des ECLASS Standards eingebunden. Warum ist diese Aufgabe so wichtig?

Antwort: Märkte und Produkte entwickeln sich ständig weiter. Aber auch globale Themen wie Digitalisierung und Digitale Transformation verlangen immer mehr und bessere standardisierte Daten. Damit ECLASS den Anforderungen des Marktes gerecht wird und immer up-to-date ist, entwickeln wir den Standard gemeinsam mit den Experten aus Industrie und Handel stetig weiter. 

Frage: In das aktuelle ECLASS Release 14.0 sind über 100.000 sogenannte Change Requests zur Weiterentwicklung des Standards eingegangen – etliche davon auch aus den Bereichen Sensorik und Halbzeuge. Wie entsteht ein Change Request üblicherweise?

Antwort: Die fachliche Ausarbeitung geschieht üblicherweise in Fachgruppen, in denen Experten von verschiedenen Unternehmen ihr Wissen einbringen. Dort treffen oft „Welten aufeinander“, aber es gibt immer zielführende Diskussionen, die zu einem qualifizierten Ergebnis führen. Darüber hinaus gibt es aber auch Unternehmen, die ECLASS nutzen und weiterentwickeln wollen und daher ihren Input geben. Dann folgt der zweite Schritt, also die Integration der Change Requests in den Standard. Das geschieht über die Content Development Plattform (CDP), die entweder direkt oder häufig auch mittels Excel-Formular befüllt wird. Der Prozess zur Einreichung und Prüfung von Change Requests wird auf der ECLASS Website erklärt.

Frage: Die Fachgruppen arbeiten ja üblicherweise auf Deutsch und/oder Englisch. Wie ist das denn mit den Übersetzungen der ECLASS Inhalte?

Antwort: Das ist korrekt. Change Requests werden in den Sprachen Deutsch und Englisch eingereicht. Die neuen Inhalte werden dann beginnend mit Release 14.0 erstmalig direkt in 15 weitere Sprachen übersetzt und den Anwendern zur Verfügung gestellt.

Frage: Warum ist gerade der Bereich Sensorik so wichtig für die Unternehmen?

Antwort: Sensoren aller Art spielen eine bedeutende Rolle bei der Automatisierung. Nahezu alle Anwendungen der Automatisierungstechnik nutzen Sensoren. Sensoren lassen sich aus dem Maschinen- und Anlagenbau nicht mehr wegdenken und stellen einen sehr wichtigen Grundbaustein dar.

Frage: Im neuen Release 14.0 sind auch wieder wichtige Inhalte für Industrie4.0-Anwendungen enthalten. Welche Inhalte sind das genau?

Antwort: Mit Release 14.0 stellen wir wieder vier neue Teilmodelle für die Verwaltungsschale zur Verfügung. Das Teilmodell „Technical Data“ oder genauer „Generic Frame for Technical Data for Industrial Equipment in Manufacturing“ ermöglicht die produktbezogene Bereitstellung von Artikeldaten, also die Übertragung von Klassifikation und Merkmalen. Damit ist dieses Teilmodell ein sehr wichtiges für ECLASS. Ich habe die Weiterentwicklung dieses Teilmodells in Zusammenarbeit mit der IDTA übernommen, um die Synergien beider Welten optimal zu nutzen. Denn eben dieses Teilmodell ermöglicht herstellenden Unternehmen, ihre bereits verfügbaren ECLASS Produktbeschreibungen einfach in die Verwaltungsschale zu bringen.

Frage: Zum Schluss ein Ausblick: Gibt es schon eine Planung, welche Erweiterungen im nächsten Release zu erwarten sind?

Antwort: Grundsätzlich wollen wir in ECLASS Release 15.0 weitere Sprachen zur Verfügung stellen und die Synergien mit der IDTA sinnvoll ausbauen. Aber auch die Inhalte der verschiedenen Sachgebiete werden weiterentwickelt. In der Sensorik und Fluidtechnik ist eine Gruppierung und damit Strukturierung der Merkmale vorgesehen, also ein Schritt weiter in ECLASS Advanced (Blockbildung), die sich aber auch in ECLASS Basic als Mehrwert nutzen lässt. Damit verbunden ist in anderen Segmenten auch die marktübliche Priorisierung der Merkmale in einer Klasse. Und es wird vermutlich viele neue Bereiche geben, an die wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht denken, die aber für den Nutzer von ECLASS wieder einen großen Mehrwert bieten.

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